Von den Besten in Europa lernen

Von den Besten in Europa lernen

Werner-Egerland-Stiftung fördert Wissenschaftsreihe beim Jugendhilfetag

Neue Osnabrücker Zeitung, 27. Mai 2004


Der Blick ins europäische Ausland ist ihr wichtig: “Von den Besten zu lernen ist nicht nur ein guter unternehmerischer Grundsatz, sondern kann auch im Bereich der Jugendhilfe viel Positives bewirken”, so Felicitas Egerland, Firmenchefin und Begründerin der Werner-Egerland-Stiftung.

Die Stiftung fördert deshalb eine Veranstaltungsreihe zum wissenschaftlich-fachlichen Austausch über Kinder- und Jugendhilfe auf europäischer Ebene beim 12. Deutschen Jugendhilfetag.

Die im Oktober 2003 gegründete Stiftung hat sich der europäischen Jugendförderung verschrieben: “Europa wächst zusammen: Nur die Jugend kann dafür sorgen, dass dieser Prozess auf Dauer friedlich und sozial verträglich verläuft”, ist die Firmenchefin des Unternehmens Werner Egerland Automobillogistik überzeugt.

Dabei müsse man die jungen Menschen unterstützen: “Im Bereich der Jugendhilfe gibt es viele gute Modellprojekte: Sie müssen wissenschaftlich überprüft und dann auf eine breite Basis gestellt werden”, skizziert die Stifterin. Diesen Grundsatz vertritt auch die Stadt Osnabrück. “Moderne Verwaltung kann auf die Wissenschaft nicht verzichten”, so der Sozialdezernent Reinhard Sliwka. Gerade die Jugendhilfe profitiert von der Zusammenarbeit mit europäischen Partnern.

Unter dem Titel “Europas Jugend in Bewegung” diskutieren Wissenschaftler und Experten beim Deutschen Jugendhilfetag mit Unterstützung der Werner-Egerland-Stiftung fünf erfolgreiche Wege, junge Menschen zu unterstützen. Über Erfahrungen mit dem informellen Lernen in Mentorenprogrammen berichten Experten aus Deutschland, Schweden und Israel. Dabei bieten junge Erwachsene benachteiligten Kindern verschiedene Möglichkeiten des Lernens an. Aktuelle Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe nehmen Fachleute aus den Partnerstädten Osnabrücks in den Niederlanden, Frankreich, England und Russland unter die Lupe. Schwerpunkte sind unter anderem die Gewalt an Schulen und Gewaltprävention.

Auch die wachsende Schulverweigerung von Jugendlichen steht im Fokus des Interesses. Der Vergleich zweier Projekte aus Osnabrück und Haarlem in den Niederlanden soll zeigen, wie Lösungsstrategien und individuelle Unterstützung für die Jugendlichen aussehen können. Ganz handfest wird es beim deutsch-niederländischen Arbeitsaustausch in der Jugenberufshilfe: Die Scheepswerf Chinnook, Haarlem, und das Zentrum für Jugendberufshilfe, Osnabrück, bauen gemeinsam ein Spielschiff: Im internationalen Austausch und der gemeinsamen Arbeit werden soziale Kompetenzen gestärkt und die Berufsorientierung gefördert.
Die Sprachförderung im Elementarbereich schließlich steht im Mittelpunkt des fünften Bausteins des wissenschaftlichen Austausches. Wie wichtig ist die “linguistische Kompetenz”, das heißt das Gefühl für den Rhythmus, aber vor allem die Grammatik einer Sprache, für die Sprachförderung im Kindergarten? Jüngste Forschungsergebnisse zeigen, dass es nicht reicht, vor allem Kindern aus Migrantenfamilien nur Wörter und Sätze für die Alltagsverständigung mit auf den Weg zu geben. In Workshops werden zwei Programme vorgestellt, die gezielt die linguistische Kompetenz der Kinder fördern.

Felicitas Egerland und Reinhard Sliwka erhoffen sich wirkungsvolle Impulse von den Veranstaltungen: “Das große Fachpublikum wird sicher den einen oder anderen Ansatz aufnehmen und weiter entwickeln”, erklärt die Stifterin. Nachahmer wünscht sich die Unternehmerin natürlich auch für ihre Stiftungsidee: “Eigentum verpflichtet zu sozialem Engagement”, so die Lebensprämisse der überzeugten Christin. Mit 1,5 Millionen Euro Stiftungskapital ist die Werner-Egerland-Stiftung zur Zeit ausgestattet. Gleichgesinnte ermuntert die Unternehmerin jedoch zu weiteren Spenden, um so noch mehr Förderprojekte zu ermöglichen.

Das Engagement für Kinder gehört seit langem auch zur Unternehmensphilosophie der Werner Egerland Automobillogistik. So werden statt der üblichen Betriebsfeste Kinderfeste mit den Familien der Mitarbeiter gefeiert. Eine besondere Feier soll es auch in zwei Jahren geben: Ihr Mann Werner Egerland hätte 2006 seinen 85. Geburtstag gefeiert. Die Stiftung wird dann ein herausragendes Projekt der europäischen Jugendförderung unterstützen: “Eine große Chance auch für Projekte hier in der Region”, so die Stifterin: “Bewerbungen sind uns willkommen”. Weitere Informationen über die Stiftung gibt es im Internet: www.werner-egerland-stiftung.de (von Kimberly Lübbersmann)