Labor Europa 2023

Zara aus Schweden, Olena aus der Ukraine, Sevanna aus Estland, Karl aus Irland oder Francisca aus Portugal. Sie gehören zu den 30 jungen Erwachsenen aus 16 europäischen Ländern, die vom 17. bis 27. August an dem Projekt „Labor Europa“ in Osnabrück teilnehmen. Eingeladen wurden sie durch das städtische Büro für Friedenskultur, das in Kooperation mit der Felicitas und Werner Egerland-Stiftung dieses Projekt bereits zum zweiten Mal nach 2018 durchführt.

Es sind nicht nur die alten Konflikte und Krisen, wie die Themen Migrations- und Arbeitsmarktpolitik oder die Bewältigung des Klimawandels, die Europa spalten. Gegenwärtig ist es vor allem der Krieg Russlands gegen die Ukraine, der politische, wirtschaftliche und sicherheitspolitische Folgen für den gesamten Kontinent und weit darüber hinaus hat. Frieden und Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit sind keineswegs mehr Werte, für die Europa heute noch eindeutig steht.

Das Projekt Labor Europa setzte dieser Aufweichung europäischer Gewissheiten zehn Tage mit Begegnung und intensivem Austausch zwischen jungen Europäerinnen und Europäern entgegen. Dabei ist das „Labor Europa“ Teil des Jubiläums „375 Jahre Westfälischer Frieden“, dass die Stadt Osnabrück 2023 mit einem umfangreichen Programm begeht. Da ist es sehr gut aufgehoben, legte doch der Frieden von 1648 die Grundlagen für unsere heutige europäische Staatengemeinschaft.

Der Begriff Labor ist bewusst gewählt, denn in einem Labor wird experimentiert und geforscht, hier teilt sich etwas und hier wachsen Kulturen. In diesem Sinne arbeiten die Teilnehmenden im Alter zwischen 18 und 25 Jahren gemeinsam in vier sogenannten Laboren in den Bereichen Kunst, Geschichte, Performance sowie Medien und Games, die professionell betreut werden. Dabei befassen sie sich mit unterschiedlichen Themen.

Das „Labor Kunst“, das der Kunstverein hase 29 anbietet, fragt unter dem Titel „NOW YOU – Dialoge neu denken“ danach, wie man gemeinsam durch verschiedene Kunstformen neue Kommunikationswege findet in einem Umfeld, welches sich zunehmend nationalisiert.

Das „Labor Geschichte“ wird durch das Museumsquartier, die Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht sowie das Erich-Maria-Remarque-Friedenszentrum betreut. Hier wird der Blick darauf gerichtet, wie in Europa über konfliktreiche Vergangenheit, über Kriege oder frühere politische Systeme gesprochen wird, welche Erinnerungskulturen in den Ländern bestehen?

Die Kunsthalle Osnabrück und das Theater Osnabrück bieten in Zusammenarbeit mit dem Künstler, Kunst- und Theatervermittler Simon Niemann das „Labor Performance“ mit dem Thema „Verbannte (Kultur-)Praktiken“ an. Dabei geht es darum, alte und neue (Kultur-)Praktiken zu erforschen, die im Laufe der Zeit in Europa verloren gegangen oder neu dazugewonnen wurden.

Und zuletzt setzen das European Media Art Festival und die Landesarbeitsgemeinschaft Jugend & Film Niedersachsen im „Labor Medien und Games“ Medienprojekte um, die sich unter dem Titel „Mixed Media – Mixed Messages“ mit „Kommunikationsschwierigkeiten” befassen, die im gesellschaftlichen Diskurs, in der Politik und im privaten Raum allgegenwärtig sind.

Was in den Laboren in der intensiven Arbeitsphase passiert, kann man unter anderem auf Social Media erfahren. Den Inhalt dafür produziert eine 12. Klasse der Fachoberschule Gestaltung des Berufsschulzentrums am Westerberg. Ihre Redaktionsräume haben sie im Haus der Jugend, das mit Tonstudio und Möglichkeiten für Videobearbeitung auch die technischen Voraussetzungen bietet. Hier planen die Schülerinnen und Schüler, unterstützt von zwei Medienpädagogen, ihre täglichen Besuche in den Laboren und dokumentieren sie in unterschiedlichsten Posts.

Am Ende des Projektes steht die öffentliche Präsentation der vielfältigen Ergebnisse dieser intensiven Arbeit. Im Rahmen der Osnabrücker Kulturnacht am 26. August werden sie an den verschiedenen Labororten (Kunsthalle Osnabrück, Kunstraum hase29 und Akzisehaus des Museumsquartiers Osnabrück) vorgestellt.

Weitere Infos: www.lab-europe-osnabrueck.de

„Meine Generation wurde nicht nur in Frankreich, Italien oder Deutschland geboren. Meine Generation wurde in Europa geboren. Glücklicherweise gibt es viele Projekte, die uns manchmal daran erinnern, was es bedeutet Europäer zu sein, und Labor Europa war definitiv eines davon.“ Desiree Pesci, Italien, Teilnehmerin Labor Europa 2018

„Europa ist nicht nur ein geografischer Name. Es ist Freiheit, Demokratie, Kooperation, Gleichberechtigung, Respekt, Entwicklung und Freundschaft.
Das beschreibt für uns Europa – für die jungen Menschen Europas.“ Yurii Veselskyi, Ukraine, Teilnehmer Labor Europa 2018

 

 

 

„Das Labor Europa Projekt bleibt mir als ein sehr intensiver und kultureller Austausch mit jungen Erwachsenen im Gedächtnis. Ich fand es erstaunlich, wie während der Projekttage alle Leute miteinander connecten konnten und man sogar über die Labortage hinweg bis heute befreundet bleibt. Im September kommen erst wieder ein paar Italiener nach Osnabrück zu mir zu Besuch. Über Instagram sehe ich regelmäßig, wie sich Leute über Länder hinweg treffen, die sich über das Labor Europa kennengelernt hatten. Die Labortage haben sich angefühlt, wie das Gegenteil von Rassismus. Es war ganz unwichtig aus welchem Land man kam und trotzdem haben wir unsere gegenseitigen Nationalitäten gefeiert und Witze gemacht. Ich selbst bin noch mit einigen ItalienerInnen und 3 griechischen Künstlern in Kontakt und ständigem Austausch über meine Arbeit als Künstler.“ Azim Becker im August 2023, Osnabrücker Teilnehmer Labor Europa 2018

Pressemitteilung der Stadt Osnabrück, 10.8.23
Foto (c) Monika Nestmann